Schon seit einigen Tagen regnet es. Ununterbrochen, nass und kalt. Es ist ungemütlich und verdirbt die Laune. Wir haben einen Ort mit dem ulkigen Namen „Kaka-Point“ erreicht. Unter dem großen Werbeschild steht eigentlich:“ Sea, Sand, Scenerie“, aber bei der grauen Suppe fehlt jegliche Spur davon. Jojo nimmt das ganze mit Humor und posiert mit einer Klo Rolle in eindeutiger Pose unter der Tafel. Wir fahren noch ein Stück weiter und kommen schließlich an einem perfekten Campingplatz an. Es gibt dort kostenlose heiße Duschen, ganz ohne vier Minütige Zeitbegrenzung und sogar einen geschlossenen, überdachten Aufenthaltsraum. Eine richtige Küche steht uns zur Verfügung und wir müssen nicht mal unser eigenes Gas anzapfen. Dankbar steigen wir aus und flüchten das erste Mal seit längerer Zeit in einen richtigen Raum. Gemütlich bei Tee und Kaffee, sitzen wir jeder für sich, beisammen und lesen oder schreiben in unsere Reisetagebücher. Als es auch am nächsten Tag nicht aufhören will, entscheiden wir an diesem Ort weiter auszuharren und der Dinge zu warten. Ich bin unglaublich dankbar für dieses perfekte Timing, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort wunderbare Gegebenheiten vorzufinden. Abends wird ausnahmsweise Fertigpizza besorgt, gewürfelt und Cider getrunken. Als die Dämmerung hereinbricht huschen wir schnell zu unseren Betten und ich bemerke dass das unsrige nass ist. „Oaaa neee!“, stöhne ich. Offensichtlich ist unser Auto undicht. Durch die Gurte an denen das Kanu befestigt ist, tropft und tropft und tropft es hinein. Liebevoll und hilfsbereit wie Jojo und Jenny sind, teilen sie mit uns ihr Bettzeug und eng an Dave gekuschelt zusammen mit einer Wärmflasche überstehen wir die Nacht in den klammen Laken. Immerhin haben sind wir nicht mit dem Fahrrad und im Zelt unterwegs, wie unsere Nachbarn, geht es mir durch den Kopf. Was die wohl antreibt, ein solch dünnbesiedeltes Land durchzustrampeln? Dann lieber ein feuchtes Bett, als alles durchnässt und immer draußen!
Am nächsten Tag erwache ich und halte meine Augen geschlossen, ich hoffe inständig, dass der 24 h Dauerregen endlich aufgehört hat und wir weiter ziehen können. Und tatsächlich, ich vernehme keine Trommel Geräusche auf dem Dach und als meine Augen sich zu einem Schlitz öffnen, sehe ich einen kleinen Fetzen Blau am Himmel. Begeistert hüpfe ich in den Matsch um unser Auto und beginne sofort mit allen Vorbereitungen um den Ort zu verlassen. Mühsam und doch begeistert, versuche ich die Kopfkissen, Decken und Schuhe im Händetrockner des angrenzenden Klos zu entnässen, habe jedoch nur mäßigen Erfolg. Nach einem Honigbrot, einem Spicy Tüten Cappuccino und einer erneuten heißen Dusche starten wir gespannt in den vielversprechenden Tag. Zur Sicherheit, haben wir Plastiktüten unter die Gurte gehängt um alle neue Nässe aufzufangen. Unser erstes Ziel trägt den vielversprechenden Namen: Nugget Point. Die Sonne vertreibt nun die letzten grauen Wolken und treibt den Pflanzen die Feuchtigkeit aus. Dampf steigt überall auf und es wird richtig warm. Schließlich sind wir angekommen. Erneut liegt ein Küstenabschnitt vor uns, der schöner nicht anzusehen sein könnte. Dichtes Grün besiedelt die Hänge, die schroff und steil in ein wahnsinnig blaues Meer abfallen. Reißende Gischt leckt begierig um die immer kleiner werdenden Felsformationen, Seelöwen tummeln sich in der Sonne und spielen in den Wellen. Über allem thronend steht einsam und wachend ein weißer Leuchtturm. Ein kleiner Wanderweg führt uns zu dieser sagenhaften Aussicht und versetzt uns abermals in Staunen. Wie kann es sein, dass einfach jeder Abschnitt Neu Seelands eine fast übernatürliche Schönheit aufweist? Zum Glück schießt Dave Fotos, sonst würdet ihr meinen Zeilen wohl nie Glauben schenken.
Trotz der Wärme und des Sonnenscheins, zieht ein starker Westwind auf und zeichnet ein dramatisches Wolkenbild an unserem nächsten Zielort. Ein einsamer Strand, der in seiner Beschaffenheit an die Ostsee an kalten Tagen erinnert. Züngelnd lässt er weißliche Sandformationen dicht über dem Boden entstehen, und während ich über die Weite renne, meine ich ein wenig zu fliegen. Immer schneller tragen mich meine Beine und Freiheit fließt durch meine Venen. In diesem Moment, kann mich Nichts und Niemand aufhalten.
Am Nachmittag haben wir immer noch nicht genug, wandern weiter an der Küste entlang und stoßen schließlich auf einen einsamen, jedoch von hunderten Schafen besiedelten Campingplatz weit ab vom Schuss. Die ersten, schon oft als grausam beschriebenen Sandflys machen sich bemerkbar, doch noch trotzen wir ihnen. Wir parken Windgeschützt hinter einem Hain, trinken etwas Kaffee und besuchen als letztes für diesen Tag den vor uns liegenden Strandabschnitt. Interessantes Gestein fesselt Jojos ganze Aufmerksamkeit und lässt ihn wie einen Forscher, vorsichtig und ehrfürchtig darüberstreichend, aussehen. Als die letzten Sonnenstrahlen nochmals den Sand erwärmen, finden wir hinter einer Düne einen riesigen Seelöwen der uns mit seiner Flosse zuwinkt. Freundlich lächelt er und aalt sich in den zerriebenen Felskörnchen. Bis auf zehn Meter trauen wir uns heran und grinsen das Tier an. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber es gibt nichts schöneres als freie Natur aus nächster Nähe ohne Stress und Menschenmassen betrachten zu können. Eines der schönesten Geschenke, das man mir machen kann.

Direkt an unserem Campingplatz finden wir ein Meerestier dösend in der Sonne liegen. Ob das jetzt eine Pelzrobbe, ein Seelöwe, ein Seebär oder ein Seehund ist könnt ihr euch aussuchen 😉
Heinz und Nele
15. Februar 2017 — 8:35
Hallo ihr Vier!
Wunderbare Bilder. Danke dass ihr uns teilhaben lasst an Eurer Reise.
Noch immer bin ich nicht aufgeklärt, ob das jetzt der Neuseeländische Sommer ist, der sich so durchwachsen anhört wie unserer, oder ob das Wetter dort immer so wechselhaft ist.
Genießt und abenteuert und freut Euch weiter!
David & Clara
27. Februar 2017 — 8:31
Lieber Heinz, ich hoffe du bist inzwischen aufgeklärt? Auf jeden Fall freut es uns ungemein dass du immer noch dabei bist!!!
Dorothea
18. Februar 2017 — 0:54
Hallo nach Neuseeland,
gewaltige Bilder David, wunderbar bildhafter Text zu euren Erlebnissen,
liebe Clara!
Wie ihr seht, folge ich euch auf eurer Reise und genieße.
Seid glücklich und dankbar, dass ihr das erleben dürft!
Ich bin`s, weil wir uns ein bisschen wiedergefunden haben!
Weiterhin viele schöne und aufregende Abenteuer euch vieren!
Gott möge euch beschützen.
Bis bald
Dorothea
David & Clara
27. Februar 2017 — 8:33
Liebe Dorothea, wie schön dass du nun liest! Das erfreut uns doch sehr! Ja, wir sind wirklich dankbar- es ist unglaublich was uns zu Teil wird! Ganz liebe Grüße!
Marita Lindner
19. Februar 2017 — 8:12
Hallo, ihr vier von Omi. Ihr habt ja eine ganz ganz tolle Reise. Die Fotos sind unglaublich schön. Ich sitze hier auf meinem Sofachen und tauche ein in eureErlebnisse. O nein, in etwa 10 Tagen müssen Jojo und Jenny wieder zurück in die Massenkultur. Lasst euch bis dahin noch ordentlich den Wind durch die Rippen blasen. Seid ganz herzlich umarmt und abgebusselt und ich wünsche euch noch viele schöne Events unter dem wunderbaren Schutz des Höchsten. Heute ist Sonntag und ich gehe jetzt in die Gemeinde – und ich were Karl wieder von euch erzählen. Tschüssi.
David & Clara
27. Februar 2017 — 8:34
Liebe Omi,
danke!! Wie lieb von dir! Ja, unsere Beiträge kommen immer etwas Zeit verzögert- aber wir hoffen das macht euch nicht so viel aus! Wir senden auch ganz liebe Grüße in die Metropole!
Oma Berlin
19. Februar 2017 — 17:47
Ihr Lieben – hier ist mal wieder die „Stimme aus Berlin“ ……. ein Riesenlob für die fantastischen Fotos vom Nugget Point mit gefühlt wiedergegebenen Beschreibungen herrlicher schier unendlicher Naturstrände. Mögen sich diese Sinneserlebnisse für immer als Kraftquelle in Eurer inneren Welt verankern!
Die „Speicherkapazität “ der Erlebnisse des Reisenden ist sehr groß und abrufbar. Wie gut, dass Ihr Eure Aufzeichnungen im Blog so konsequent schreibt und fotografisch festhaltet – ein sehr kreativer bewußtseins-erweiternder Prozess!!! So wird der vermeintliche „Reise-Müßiggang“ zur produktiven Arbeit.
Eine gute Entscheidung. Das ist nach meiner Ansicht auch eine Form der Disziplin im Umgang mit der (Eurer) Zeit. Bitte weiter so! Ganz liebe Grüße von Oma Berlin
David & Clara
27. Februar 2017 — 8:37
Liebe Mutti, du hast es erfasst! Unser persönlicher Speicher quillt vor Erlebnissen gerade nur so über und manchmal staunen wir selbst was wir schon alles erlebt haben, wenn wir einen Blick auf frühere Einträge werfen. Und ja, manchmal ist es etwas müßig sich immer wieder hinzusetzten und sich bis ins Detail zu erinnern, doch es bereitet mir außerordentlich große Freude, zu wissen dass nicht nur ich sondern auch ihr eben diesen Aufwand schätzt. Und ein wenig Alltag mit ein paar Regeln tut auch uns ganz gut! Herzliche Umarmung von mir an dich!
Marita Lindner
27. Februar 2017 — 19:12
Hallo, ihr zwei Vereinsamten! Gerade habe ich mit Jenny in Oberreit gesprochen, Joh, schlät noch. Es ist hierjetzt 7 Uhr abends. Am Freitag sehen wir uns ja in Traunstein bei Gerty. Macht euch noch eine schöne Zeit und bis bald einmal, denn das Wiedersehen mit euch rückt ja wohl schon etwas näher (:-/).Neulich war ein schönes Foto von euch beiden zu sehen.LG von Omi.