Ich schreite aus der Tür des eben besuchten Italieners in der Innenstadt Christchurch, hinaus in den kalten Wind und gebe meinen Gedanken Raum. Das ist er also, der letzte Abend mit Jojo und Jenny. Wir haben uns Pizza gegönnt, die Jungs haben ein Bier getrunken und Jenny ein Glas Rotwein. Ich habe habe am Tisch zu meist Stillschweigen bewahrt und es doch sehr genossen. Und nun? Eine leise Wehmut ergreift von mir Besitz, ich realisiere, dass Dave und ich in wenigen Minuten wieder ganz allein sein werden, ohne eine einzige Menschenseele in unserer nächsten Umgebung zu kennen. Inzwischen ist es dunkel geworden und als wir schließlich an unserem Auto angekommen sind herrscht einen kurzen Moment bedrückende Stille. Eine kurze aber innige, fast hastige Umarmung, die Beteuerung auf ein baldiges Wiedersehen und ein letzter Blick in die Augen des jeweils anderen – dann endet die Szene. Jojo und Jenny sind in ihrem Hostel verschwunden, wir sitzen in unserem Wagen. Keiner von uns zweien sagt etwas, hängt seinen Gedanken nach und spürt die Sehnsucht. Das Drängen und gleichzeitige Ziehen, den Ursprung auf der anderen Seite der Erde. Spüre ich da fast eine Spur Neid auf den Heimflug der Zwei? Während im Wagen ein schon oft gespieltes Lied erklingt, blicke ich versonnen auf die vorbei ziehenden Lichter der Straßenlaternen, mir ausmalend wie es wohl wäre wieder nach Hause zu kommen. Ich schiele rüber zu Dave, frage was er gerade denkt und fühlt und muss still in mich hinein lächeln, als auch er zugibt sich gerade ein Wiedersehen ausgemalt zu haben.
Noch in der gleichen Nacht fahren wir ein gutes Stück raus aus Christchurch, versuchen Kilometer zwischen uns und den Flughafen zu bringen, Abstand zu gewinnen. Ohne auch nur darüber gesprochen zu haben, verhalten uns Dave und ich auf einmal wie vor der Ankunft von unseren Freunden. Es wird mehr und länger gefahren, weniger ausgeruht, weniger Geld ausgeben und die Ansprüche schrauben sich um ein Vielfaches wieder nach unten. So kommen plötzlich nur noch kostenlose Campingplätze in Frage, der Kauf von Süßigkeiten fällt rapide ab und auch der Besuch eines Baches wird dem einer Dusche vorgezogen. Es ist ein bisschen, als wäre der Urlaub für uns Weltreisende vorbei und wir fallen in unser perfides Backpacker Dasein zurück. Entgegen der Erwartungen macht es mich glücklich. Noch mal eine Spur einfacher zu leben, nochmal Abschied nehmen von Dingen die man nicht wirklich braucht. Werde ich noch zum kompletten Einsiedler? So kommt es also, dass wir an nur einem Tag die gesamte Breitseite des Landes durchqueren und uns am folgenden Abend, mit den Füßen im Sand vergraben, an der Westcoast befinden. Dieses Mal haben wir den ‚Arthurs Pass‘ genommen, wobei auch hier gilt: Wer den Fernsteinpass schon mal gefahren ist, dem kommen die Pässe Neuseelands eher wie eine Auffahrt ins Skigebiet vor. Obwohl wir in den vergangen sechs Wochen so gut wie alles besichtigt haben, gibt es hier und da noch kleine weiße Flecken auf unserer Landkarte. So auch ‚Castle Hill‘, eine gold braune Ebene, gespickt mit unzähligen Gesteinsbrocken. Einige von euch kennen sie schon, denn sie ist der Dreh- und Schauplatz des legendären Streifens von C.S. Lewis‘ Narnia. Gewaltig und wild verteilt liegen die grauen Ungetüme vor mir, leise uralte Geheimnisse wispernd. Wir klettern immer höher und weiter, sitzen schließlich ganz oben und fühlen uns trotz der fehlenden Faune, Zentauren und dunklen Krieger wie mitten in einem Fantasy Film. Ich genieße die Weite, das Fehlen von Geräuschen, Bildnissen und Spuren der Rasse Mensch und frage mich gleichzeitig ob ich im, wie meine Mutter immer so schön ausdrückt, ‚zugestopften Deutschland‘ überhaupt wieder Fuß fassen kann. Gibt es dort überhaupt noch so ruhige und einsame Plätze, mit Ausnahme der höchsten Gipfel der Alpen?

„Ich glaube an Christus, so wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist, nicht nur, weil ich sie sehe, sondern weil ich durch sie alles andere sehen kann.“ – C.S.Lewis
Weiter entlang der Straßen fahren wir noch einmal an den mächtigen Gletschern ‚Franz Josef‘ und ‚Fox Glacier‘ vorbei, staunend über das Blau des drückend schweren, ins Tal hinabrollendem Eises. Schließlich machen wir in dem kleinen Gletscherdorf Halt, mit einem Plan für Dave’s ganz eigene Mission. An diesem Punkt dürftet ihr nun alle wirklich Bescheid wissen um was es sich handelt.. na? Na klar, eine nächtliche Aktion ganz im Dienste der Glowworms. Einen alten Pfad durch den Wald gibt es hier, des Nachts hell erleuchtet von kleinen blauen Lichtern. Dave, inzwischen ganz der Profi, schaut lieber auch schon mal am Tag vorbei um dann bei völliger Dunkelheit die perfekte Stelle schon auserkoren zu haben.

Wie kleine, falschherum aufgehängte Städte sehen die mit klebrigen Tropfen bestückten Fäden der Würmer aus, und ihre Schönheit muss sich auch tagsüber nicht verstecken.

Doch des nachts ist es doch nochmal ein ganz anderes Spektakel. Dieses Mal (nur für euch) mit ein wenig Hintergrund. Der Pfad ist gesäumt mit ümgestürzten Bäumen in deren Wurzeln es den Würmern geradezu vortrefflich gefällt. Für den kurzen zwanzigminütigen Weg durch den Dschungel habe ich übrigens weit über zwei Stunden gebraucht 😉

Was genau bei dieser 20-sekundenlang andauernden Belichtung passiert ist, kann ich euch nicht sagen. Irgendwie, warum auch immer, muss der Wurm das kleine leuchtende Licht in seinem Inneren einmal längs durch seinen Körper geschoben haben. Dadurch ist der ganze Wurm beleuchtet, was das Bild noch unwirklicher aussehen lässt.
Doch nicht nur der Wald lockt hier mit einer Vielzahl von ungeahnten Möglichkeiten… als er morgens um 6:30 Uhr außer Atem zurück kommt, weiß ich, dass er seinen bisher besten Schuss getätigt hat. Mit einem Schmunzeln und unter dem Versuch irgendwie die Augen auf zubekommen schenke ich ihm und den ersten Prototypen auf der Kamera meine volle Aufmerksamkeit- zu schön meinen Lieblingsmenschen so glücklich zu sehen.
Heinz und Nele
11. März 2017 — 9:30
Abschied
Wehmut
Roadmovie
Stonefield
C.S. Louis
Glühende Würmer
Milchstraße….
…das alles bekommt man von Euch in einem kurzen Bericht.
Andere machen daraus einen Roman. Bei Euch ist es einfach – Realität.
Frage: Seht ihr da unten (ihr lauft ja kopfüber…) jetzt einen anderen Teil der Milchstraße als wir hier oben.
Dave
11. März 2017 — 9:54
Ja bei uns ging es jetzt noch Schlag aif Schlag.. Viel fahren viele Bilder machen wenig schlafen (ich zumindest).
Tatsächlich sehen wir hier unten genau den Teil, der dann im Sommer in Deutschland zu sehen ist. (Im diesem Fall ist es genau das Zentrum der Milchstraße). Der Polarstern (Nordstern) ist hier unten zum Beispiel nicht zu sehen, wodurch die Navigation mittels Sterne nicht ganz so leicht ist wie auf der Nordhalbkugel.
muk
12. März 2017 — 0:57
Nice Fotos. Bei den Landschaftsbildern haste mittlerweile auch schon eine ganz gute Balance raus, taugt.
Armin Held
12. März 2017 — 8:58
Ja, viele Themen sprecht ihr hier an. Auf zwei möchte ich eingehen.
Die beiden Fragen: Was ist der richtige Ort? Und was ist der richtige Lebensstil?
Die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe. Aber der Reihe nach …
Zum Beispiel, was ist der richtige Lebensstil: Mehr Geld ausgeben oder weniger? Einfacher leben oder mit Luxus?
Ich finde, Paulus hat hier eine Super-Vorlage gegeben. Er sagt: Ich kann beides!
Im Originalton: „Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluss zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“ Philipper 4:12-13
Er spricht hier von ‚eingeweiht‘ sein, das ist also so ähnlich wie eine Weihe in geheime Dimensionen. Das tut Gott mit uns, und er achtet dabei auf Ausgewogenheit.
Aber wie sieht Ausgewogenheit aus? Paulus war eine zeitlang extrem arm gewesen, hat sogar Mangel gelitten. Das bedeutete damals für ihn nicht, dass er sich kein Smartphone leisten konnte, sondern dass er hungerte und fror (das ist die biblische Definition von Armut – vergleiche 1.Timotheus 6:8-10). Dann hatte er wieder Überfluss und genoss ihn auch. Ausgewogenheit kann also durchaus Extreme beinhalten. Worin liegt der Schlüssel?
Eine Antwort hat der weiseste Mann seiner Zeit, Salomo, gegeben: „Alles hat seine Zeit!“ Also ist nicht immer das gleiche richtig, sondern alles hat eben seine Zeit. Ein paar Beispiele aus Prediger 3:
„Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. Und für jedes Vorhaben unter dem Himmel gibt es eine Zeit :
2 Zeit fürs Gebären und Zeit fürs Sterben, Zeit fürs Pflanzen und Zeit fürs Ausreißen des Gepflanzten, 3 Zeit fürs Töten und Zeit fürs Heilen, Zeit fürs Abbrechen und Zeit fürs Bauen, 4 Zeit fürs Weinen und Zeit fürs Lachen, Zeit fürs Klagen und Zeit fürs Tanzen, 5 Zeit fürs Steinewerfen und Zeit fürs Steinesammeln, Zeit fürs Umarmen und Zeit fürs sich Fernhalten vom Umarmen,
6 Zeit fürs Suchen und Zeit fürs Verlieren, Zeit fürs Aufbewahren und Zeit fürs Wegwerfen, 7 Zeit fürs Zerreißen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden, 8 Zeit fürs Lieben und Zeit fürs Hassen, Zeit für Krieg und Zeit für Frieden.“
Wenn du einen Acker herrichtest, ist es Zeit, die Steine herauszusammeln. Wenn du mit deinem Kind am Rande eines Sees stehst, ist es Zeit, Steine zu schmeißen. Wenn dein Kind weint, ist es Zeit, es zu umarmen. Wenn dein Freund eine üble Grippe hat, ist es vielleicht besser, sich vom Umarmen fern zu halten.
Aber woher weiß man, wann für was die richtige Zeit ist? Und woran erkennt man den richtigen Ort? Manchmal scheint es offensichtlich, manchmal ist es schier unmöglich zu entscheiden. Wer weiß es?
Der Geist Gottes. Immer! Wenn wir auf ihn hören, dann liegen wir richtig.
Es gibt also nur eine immer gültige Regel, wenn man das Richtige erkennen möchte: Höre auf Gott! Zwei Situationen sind nie gleich, auch wenn sie so aussehen mögen. Gott durchschaut alles, weiß alles, nur er kann uns richtig leiten.
Diese eine Regel, auf Gott zu hören, schenkt uns unendliche Freiheit: Wir bleiben nicht an menschlichen Regeln und Gesetzen hängen, sondern dürfen in jeder Situation und Lage nach dem gehen, wozu der Geist unser Herz drängt. Und: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“ 2.Korinther 3:17
Alles hat Seine Zeit, deshalb können wir das Richtige nur in der persönlichen Beziehung mit Gott spüren, und das bedeutet, ihn täglich zu suchen. Das ist das Manna, das die Israeliten täglich suchen mussten und finden konnten, und das sie nicht einmal bis zum nächsten Tag aufheben durften, weil es sonst verfaulte und stinkend wurde, Exodus 16:19.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Worte, das zum Munde Gottes ausgeht! Deut 8:3, Lukas 4:4
Und es gibt zwei Arten von Wort Gottes: Das Geschriebene, und das, was Gott gerade zu uns spricht. Beide sind immer gültig. Das eine ist in Ewigkeit total unveränderlich, das andere jede Minute anders. Ausgewogenheit kommt eben oft durch Extreme. Im geschriebenen Wort gibt Gott uns einen stabilen Rahmen, einen felsenfesten Untergrund, Matthäus 7:24. Im Reden seines Geistes bringt Gott unberechenbare Bewegung und ständige Veränderung:
„Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er geht; also ist jeder, der aus dem Geiste geboren ist.“ Johannes 3:8
Für mich ist Fliegen ein Bild für diese beiden Extreme: Einerseits brauchst du einen Flugplatz, von dem du starten und auf dem du immer wieder landen kannst. Hier ist das meiste aus Beton und Stahl, unveränderlich und stabil, und das ist auch gut so, denn so weißt du, wo du starten und landen kannst, und du versinkst dabei nicht im Morast. Das ist das geschriebene Wort Gottes, die ewigen Ordnungen und Gesetze.
Aber wenn du in der Luft bist, gibt es quasi keine Grenzen mehr, du kannst dich ohne Widerstand in jede Richtung bewegen, bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter!!! Natürlich im ständigen Kontakt mit dem Bodenradar des Flughafens und in Harmonie mit den Anweisungen des Towers. So bewegst du dich schnell und frei wie der Wind – im Himmel!
Für Wind und Geist haben Altes und Neues Testament übrigens jeweils nur ein und dasselbe Wort: ruach bzw. pneuma. Ja, wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit! Juhuu!
Egal wo wir sind, egal, in welcher Situation wir stecken, es gibt immer einen Weg, es gibt immer eine Tür – Jesus! Johannes 10:7-9; 14:6
Er ist der (Aus-)Weg aus jeder schwierigen Lage! Auf ihn zu hören ist die einzig mögliche Abkürzung!
Wo er ist, da ist der richtige Ort: „Damit wo ich bin, auch ihr seid!“ Johannes 10:3 Der sicherste Platz auf Erden ist: Im Willen Gottes!
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“ Johannes 10:27-29
Und das ist eine Definition von ‚glücklich sein‘: Wenn wir spüren, dass wir Gott glücklich machen. Nehemia 8:10 wörtlich:
„Denn die Freude des Herrn ist eure Stärke.“ Wenn es uns ‚Spaß‘ macht, den Willen Gottes zu tun, dann ist das seine Freude, und dann sind auch wir voller Freude, seiner Freude – und unbesiegbar!
Glückliche Überwinder halt. Offenbarung Kapitel 2 und 3 und 21.
Ganz liebe Grüße!
Oma Berlin
2. April 2017 — 15:30
Wo ist der richtige Ort? Welche ist die richtige Lebensweise?
Hier der Versuch einer Antwort aus den Niederungen der (weltweiten) Realität: Richtig und falsch sind bei dieser Frage keine geeigneten Adjektive
– der Geburtsort ist Fügung, und er wird den Menschen prägen
– lernt der Mensch andere Orte kennen, eröffnen sich ihm andere
Lebensformen
– sein Instinkt und sein Gefühl werden u. U. inspiriert , eine Vorstellung vom
„richtigen“ Ort zu entwickeln bzw. zu suchen, sowie seine bisherigen Lebens-
bedingungen „umzubauen“, weil er mehr Glücklichsein verheißt….
– der Mensch macht in der Regel die Erfahrung, dass es keine alleinglück-
ichmachenden Orte gibt, weil sie alle Vor- und Nachteile haben!
-welcher Ort auch immer, er wird seine Bedingungen diktieren.
-verknüpft der Mensch mit dem Ort seinen Zuhause-Begriff, so sollte er
letzteres in sich selber tragen und seine Erfahrungen und seinen Geist zum
Baumeister seiner Lebensweise machen – es wird die „richtige“ sein!
Unverzichtbare Voraussetzung für ein (selbstbestimmtes) Leben ist eine
Balance zwischen Gefühl und Arbeit, zwischen den Wünschen und Vorstellungen und der Realität…. liebe Grüsse von Oma Berlin