Fest wickle ich die Wolljacke um meine Schultern und ziehe auch den Schal noch ein Stückchen enger um den Hals. Meine Augen weit in die Ferne gerichtet und die Hände tief in den Taschen versenkt, laufe ich andächtig über einen schneeweißen Sandstrand. Eisiger Wind bläst mir entgegen und fernes Möwengekreische dringt an mein Ohr. Saftig grünes Gras wogt im Wind und bildet einen perfekten Übergang zu den senkrecht empor trumpfenden Bergfronten. Doch das mit Abstand schönste, wenn man das bei so einer Kulisse überhaupt formulieren darf, ist das Karibik-blaue, glasklare Wasser das sachte an den sauberen Strand gespült wird. Gemächlich und mit wehenden Öhrchen tappst Tino geduldig hinter mir her, schnüffelt hier und da an einem Moosüberzogenem Stein und fragt sich wahrscheinlich wann er endlich wieder in sein warmes Körbchen zurück kann. Ich jedoch, muss diesen Anblick tief in mich aufsaugen. Wer weiß wie lange diese Bucht noch Menschenleer und frei von Müll sein wird. Und wer weiß ob ich jemals wieder etwas so schönes erblicken werde. Als ich den Rückweg antrete, fällt mir das erste Mal auf, wie sehr doch die Kälte in den letzten Tagen zugenommen hat. Ohne es zu merken, trinke ich nur noch heißen Tee, lege meine Hände fröstelnd auf die kleinen Quadrate, aus denen während der Fahrt warme Luft herausströmt und ziehe meine Wollsocken seit geraumer Zeit nicht mehr aus. Wahrlich ein arktischer Sommer.
Wie man sich die Mitternachtssonne vorstellen kann? Nun, nach einem sehr langen, sonnenreichen Nachmittag, beginnt der späte Abend und die Sonne wandert dem Horizont entgegen. Sie taucht die schroffen Felswände und die grünen Hügel in goldenes Licht und schnell zückt man die Kamera, um in gewohnter Manier alles aus dem Sonnenuntergang herauszuholen. Doch nach einer halben Stunde bemerkt man, dass sich an der spektakulären Szenerie nichts geändert hat. Inzwischen ist es schon 22:30 Uhr. Staunend betrachtet man die sich permanent intensivierenden Farben. Das Zartrosa, dass sich über das ganze Himmelszelt spannt und das Rot, das einem tiefen Violett weicht. Alles erstrahlt noch einmal in seiner ganz eigenen Schönheit und will einfach nicht aufhören.

Der Sonnenumgang zieht sich nun schon seit mehreren Stunden hin, von Müdigkeit ist nichts zu merken.
Die Berggipfel glühen regelrecht feurig, das Meer erzählt in seinem Blau ganz neue Geschichten. Langsam schlägt dann die Uhr die volle Stunde, und du sitzt da, noch immer in den tiefstehenden, wärmenden Strahlen der Mitternachtssonne. Erst wenn der neue Tag anbricht, gegen ein Uhr morgens, weichen die roten Töne einem milden und sehr zarten Hellblau, welches leise und stetig an Intensität gewinnt.

Drei Uhr Nachts und endlich haben wir unseren Schlafplatz gefunden, direkt an einem wunderschönen, spiegelglattem Fjord.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir zum zweiten Male auf unseren Reisen, die Nacht zum Tag umgestalten. Mit der Nachmittags Sonne stehen wir auf, strecken die müden Glieder und starten unser Abenteuer, wenn die meisten Touristen schon Ausschau nach einem Campingplatz halten. Wir genießen einsame Landstraßen, leere Strände, stille Aussichtspunkte und verträumte kleine Fischerdörfchen.
Irgendwann gegen drei Uhr morgens, werden dann die spärlichen Vorhänge zu- und die Decke über den Kopf gezogen. Zwei große und ein sehr kleiner, haariger Körper drängen sich eng aneinander, genießen die Wärme der anderen und nehmen die schwindende Privatsphäre, sowie den ein oder anderen Schnarchlaut, billigend in Kauf.
Hier noch ein paar weitere Eindrücke der Vesteralen, größtenteils von Clara aufgenommen.
Christa Berlin
19. Juli 2018 — 21:01
Liebe Clara,
Dein Bericht von ewiger Sonne und weißen Stränden am 19. Juli ist wirklich so schön geschrieben, dass ich keinen Kommentar schreiben und statt dessen mich einfach mit Euch freuen möchte…… Ihr Drei seid ein treues Gespann der besonderen liebenswerten Art – wirklich! Ob der kleine Tino eigentlich ahnt, was ihm auf seine „alten Tage“ geschenkt wird? Ich denke schon!
Herzliche Grüße vom sommerlichen Berliner Abendhimmel, der laut Vorhersage erneut in einen sonnigen Tag mit heißen Temperaturen übergehen wird….
Tropennächte und und am Tage 33 Grad zur Rush-Hour in der überfüllten S-Bahn… urbane Romantik!
David & Clara
21. Juli 2018 — 16:49
Liebe Mutti! Wir freuen uns über jeden deiner herrlich geschriebenen, wörtlich herausragenden Kommentare! Es ist wirklich schade, dass du nicht selber Geschichten schreibst ! 🙂
Isa
19. Juli 2018 — 23:38
Ach, es ist einfach so schön, sich von deinen wunderbaren Berichten, Clara, wieder mitnehmen lassen zu können und eure herrlichen Fotos, David und Clara, von euch und der prachtvollen Natur bestaunen zu dürfen. Ich genieße es, freue mich sehr und möchte einfach nur 💚DANKE💚 sagen
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David & Clara
21. Juli 2018 — 16:47
Wir sagen Danke für deine Anteilnahme liebe Isa
Isa
19. Juli 2018 — 23:57
oh, dass hätte anders aussehen sollen, die Leerzeichen wurden leider nicht übernommen
Joe
20. Juli 2018 — 14:18
… wieder einmal ein wunderschön formulierter Bericht und sagenhaft schöne Fotos. Von den Vesteralen hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Die liegen wohl auch sehr weit im Norden 🙂
David & Clara
21. Juli 2018 — 16:48
Ja allerdings. Sehr unbekannt liegen diese Inseln im Schatten der Lofoten. Deswegen aber nicht weniger sehenswert!
Franziskus
20. Juli 2018 — 22:34
Wow, was für schöne Landschaften. Wunderschöne Natur. Ja für einmalige Fotos muss man viel „Leid“ auf sich nehmen. Grüße aus auch von Gertraut
David & Clara
21. Juli 2018 — 16:48
Lieber Franziskus! Vielen Dank für deinen Kommentar! Liebe Grüße auch an Gertraud 🙂