Unermüdlich schiebt sich unser Bus die Passstraßen herauf, ächzt, rattert und rollt dann wieder herunter. Wir fahren an bläulich schimmernden Gletschern vorbei, durch Schneefelder die teilweise die Straße bedecken. Die wenigen Häuschen die hier oben ihren Platz gefunden haben trotzen dem stürmischen Wetter mit Stolz. Dunkles, fast schwarzes Holz bildet die Hauswand. Das Dach ist aus grünem Gras, hier und da wächst sogar ein Baum auf einem der Giebel.
In manchen Fjord Dörfern säumen Äpfel, Himbeeren und Kirsch-Stauden die Straßen. Kleine Hüttchen mit Kirschschalen a 500 Kronen stehen zum Verkauf bereit. Meine Augen werden groß als ich die dunkelrot schimmernden, riesigen Früchte in der Hand halte. Wer hätte gedacht das in Norwegen die besten Kirschen wachsen?
Während wir genüsslich die süßen Morellen verspeisen bieten sich uns immer wieder grandiose Ausblicke. Auch scheinen die Berge nicht müde zu werden zahlreiche Wasserfälle in die Tiefe zu spucken. Einer rauschender als der andere. Immer wieder mal machen wir ein kurze Rast, essen leckeres Müsli oder kochen etwas größeres. Wiederholt geht mir durch den Kopf: „Das ist jetzt dein Leben“. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Frisch und fruchtig: Die knackigen Apfelstückchen runden die in Sojamilch getränkten Haferflocken geschmacklich perfekt ab.
Und doch gibt es einen Haken. Die Unzufriedenheit mit sich selbst. Wir haben zwar nur rechts und links die normalen Truckspiegel, aber auch ein Blick an mir herunter genügt um zu wissen, so kann es nicht bleiben. Sport machen ist und bleibt ein Muss. Eine Woche schon haben wir eine 30 Tage- Fit-App ausprobiert, die mir aber weniger als Dave zu sagt. Meine Gedanken wandern zurück, zu dem einzig wahren Programm. Das was immer funktioniert hat, das was die größte Tortour ist. Freeletics.
Die App hätte ich ja noch auf meinem Phone, so ist es nicht. Wäre nur noch der Schweinehund zu überwinden. Hello again: Burpees, Jack Knives, Squats and Co in unmenschlicher Menge.
Heute stehen Intervall Sprints an. Draußen regnet es in Strömen. Yei. Während Dave im Bus gemütlich seine Situps macht, bin ich schon mit der 15 min ‚Aufwärm-Runde‘ fix und fertig. Kalte Regentropfen peitschen mir ins Gesicht, ständig tappe ich in eine Pfütze. Meine Haut dampft. Ich keuche. Jetzt geht es mit dem Training erst los. Sehnsüchtig blicke ich in das innere des warmen Bus.
‚No excuses‘, rufe ich mir ins Gedächtnis. Einer der Freetleticsleitsätze. Auf meinem Handy beginnt bereits der Countdown zum 400 m Sprint.
Nach einer Stunde hat die Quälerei ein Ende und ich fühle mich wie der King. Geschafft, wenn ich das 15 Wochen durchhalte, dann habe ich endlich meine Traumfigur. Übermütig laufe ich zu dem angrenzenden See der zwischen den Nebelverhangenen Bergen liegt. ‚Was dich nicht umbringt, macht dich härter‘, ermutige ich mich und springe in das eiskalte Wasser.
Heinz und Nele
30. Juli 2016 — 13:35
Hallo Ihr Beiden,
mit Worten und Bildern lasst Ihr uns wirklich wunderbar an Euerer Reise teilhaben. Euer Blog ist eine Fundgrube für Eindrücke und ein Miterlebnis.
Super schön bebildert und geschildert.
Vielen Dank dafür.
David & Clara
31. Juli 2016 — 19:32
Danke lieber Heinz und liebe Nele,
wir freuen uns so sehr wenn wir andere mit geschriebenen und geschossenem eine Freude bereiten können 🙂 Danke für euren Kommentar 🙂
Heinz und Nele
2. August 2016 — 17:23
Wir sind gerne, sehr gerne, Euere virtuell- spirituellen, geschwisterlichen Begleiter.
Denn es ist ja sicher kein Zufall, dass wir hier zum einen Zeit haben (was zuhaus nicht ganz so klappt) und wir uns relativ nah an Euerem Breitengradsegment befinden.
Also, die Tage länger sind, abends lange hell, nur kurz dunkel und wieder hell.
Mächtige Wolken, viel Landeschaft, wenig Leute. Bei Euch wahrscheinlich viel weniger Leute, als bei uns.
Zu zweit seid Ihr derzeit, so wie wir. In einer spannenden, hoffentlich lebenslangen, guten Beziehung. Gut, es trennen uns ein paar Beziehungsjahre, aber Ihr werdet genau wie wir heute noch, jeden Tag einen neuen Schritt aufeinander zu gehen müssen und dürfen. Das geht eh´ nur mit unserem Herrn.
Also: Bei soviel Gemeinsamkeit – sind wir mit Euch auf der Reise!
Gute Reise!