Wir erreichen das drei Kilometer entfernte Grundstück von Gabriel und Talea. Erneut eine Farm auf der wir für Essen arbeiten werden. Das Farmhaus und die Scheune liegen auf einem sacht ansteigenden Hügel, der in nördlicher Richtung zu einem weitläufigen See abfällt. Grüne Laubbäume säumen die dunkle Wasseroberfläche, ein Kanu liegt still am Ufer. Bis auf das Summen der Hummeln und das leise Gurren der Hühnchen ist nichts zu hören. Mit einem breiten Grinsen und einem gut hörbaren Oxford Akzent heißt Gabriel uns willkommen. Die Begrüßung wird von rhythmischen Beinzuckungen unsererseits begleitet. Rote Riesen-Waldameisen bedecken unsere Füße, erklimmen zügig unsere Beine.
Nach und nach stellen sich auch die anderen Wwoofer vor. Sechs Stück sind wir an der Zahl, aus Norwegen, Österreich und der Tschechischen Republik. Die Schlafplätze sind rar. Da Zelt und Scheune schon belegt sind, ziehen wir in Gabriels Bus ein. Ein grünlich schimmernder, eigentlich weißer Mercedes Sprinter mit gut sichtbaren Rostflecken. Miefige Luft schlägt uns entgegen, Kleidungsstücke liegen wild verteilt in allen Ecken und die letzten Lebensmittel wurden wohl nicht ganz verspeist. Von Gabriel bekommen wir die Anweisung, dass wir uns den restlichen Tag um den Bus kümmern dürfen, um ihn etwas „comfy“ zu machen. Mit Wasser und Seife bewaffnet schrubbe ich all die Schimmelflecken von Decken und Wänden, sortiere aus, räume um. Siehe da- die Inneneinrichtung ist ja weiß… Dave rückt dem moosigen Belag mit einem Hochdruckreiniger zu Leibe. Entkräftet zieht er mit einem letzten Ruck die seitliche Schiebetür zu und hält sie in den Händen. Eine Schweißperle rinnt seine Stirn entlang, mein Gesicht erbleicht. Zwei Stunden mühen wir uns mit der Tonnenschweren Tür ab, versuchen sie vergeblich in die Gleitschiene zurück zu setzen. Mit Rohrzange, Hammer und verspanntem Nacken gelingt schließlich das ersehnte.
Gegen 21:00 Uhr finden sich die hungrigen Mäuler zusammen. Gabriel erklärt die Arbeitsaufträge für den nächsten Tag. Er macht Scherze über die Arbeitsmoral und erzählt von einer Peitsche. Ich lache. Noch…
22:00 Uhr. Kann nur noch an Schlaf denken. Es nieselt leicht und ich möchte einfach nur noch die Augen schließen. Während mir muffiger Geruch entgegenkommt realisiere ich, dass ich die Schiebetür geöffnet habe. In dem Moment fällt sie erneut mit einem lauten Krachen zu Boden. Ameisen kribbeln auf meinen Füßen.
Heinz und Nele
15. Juli 2016 — 21:31
Deine Schilderungen des Erlebteten sind echte gute Literatur
Die Innenansichten von Dir
Das Außen erlebte – alles erzählt vom Leben
Das hast Du wohl eine Gabe erhalten
Die andere beschenkt
Dass beides wunderbar ist
Das was in uns ist
Und das was uns begegnet und wiederfährt
Du teilst eine Ruhe mit
Auch in Deinen Fragen
Die regen die guten Dinge in einem an
Liebe Grüße Heinz (derzeit Eaglesfield)
David & Clara
22. Juli 2016 — 23:02
Danke für eure wunderbaren Kommentare. Ich freue mich jedes mal so sehr wenn jemanden mein Text gefällt 🙂
Joe
15. Juli 2016 — 22:53
Dem sehr treffenden Kommentar von Heinz schließe ich mich absolut an. Danke fürs Teilhaben lassen. LG
Armin
16. Juli 2016 — 9:58
zum glück gibt es dort keine elefanten!
🙂
Isa Held
18. Juli 2016 — 12:31
oh Je, alles in Grau gehalten,
ich hoffe, es wird nicht zu trist für euch!
<3