Mit meinen aufgeschürften Beinen werfe ich mich aufs Brett, brennender Schmerz als das Salzwasser auf die Wunden kommt. Jede Bewegung schabt die gerade erst verschorfte Haut wieder auf. Aller Anfang ist schwer – es ist Sonntag Morgen 8:00 Uhr. Am Himmel türmen sich dunkle Wolken, in der Ferne gehen ein paar Blitze nieder. Wir paddeln aufs Meer und wagen uns heute an die etwas größeren grünen Wellen. Ein aufjapsender Dave taucht aus dem weißen Wasser auf und hat gerade seinen ersten ‚Waschgang‘ erlebt. Ein umgangssprachliches Wort im Surfjargon, wenn man in der Welle für ein paar Meter ‚gewaschen‘ wird und kaum noch weiß wo oben und unten ist. Ich muss grinsen. Der Himmel entlädt sich schließlich und wir sitzen im prasselnden Regen auf den grünen Wogen.
Eine holprig rasante Busfahrt später scheint bereits wieder die Sonne. Zusammen entspannen wir im Hinterhof unter den großen grünen Palmen und genießen unsere frisch zubereitete Guacamole. Sahan unser Surfkumpel hat uns für den heutigen Tag einen Roller organisiert und bringt ihn uns sogar bis fast vor die Haustür. Eine kurze Dusche, Tonnen von Sonnencreme, einen uralt muffligen Helm auf dem Kopf und ein breites Grinsen im Gesicht, steige ich schließlich auf unser rotes Zweirad. Das Abenteuer ruft! Trotz der, in diversen Internetforen, allseits gelesenen Warnungen besorgter deutscher Bürger sich lieber nicht aktiv am Straßenverkehrsnetz Sri Lankas zu beteiligen, stürzen wir uns wohlgestimmt in den Linksverkehr. Die Regeln sind eigentlich ganz einfach: Wer hupt hat Recht, und darf somit fahren.
Die erstaunlich gut asphaltierte Straße schlängelt sich am hellblauen Meer, zwischen großen Palmen und kleinen Dörfern entlang. Am Straßenrand stehen Fischer und preisen ihre Kalamari und Thuna’s an, winken uns begeistert zu. Überhaupt unterbricht so gut wie jeder seine Arbeit um den zwei Milchgesichtern auf dem roten Moped entgegen zu lächeln und freudig den Arm zu heben. Ich bin erstaunt wie sehr wir doch immer eine Attraktion zu sein scheinen. Wir biegen ins Landesinnere ein, fragen hier und da nach dem Weg, und stehen dann ganz plötzlich vor unserem Ziel:
Die Teeplantage

Der Tee wird heute noch ganz genau so hergestellt, wie damals. Nur, dass er nicht mit goldenen Scheren geschnitten wird. Und, dass er nicht in goldene Schalen gesammelt wird. Auch wird der Tee heutzutage nicht mehr von jungfrauen gepflückt (bis auf die ein oder andere Ausnahme versteht sich). Ansonsten, genau gleich wie damals =D
Eingebettet zwischen mächtigen Palmen, liegt dieses von Menschenhand angelegte, durch und durch grüne Areal. Wir werden von einem dunkelhäutigen, gut gekleideten Herren empfangen. Behäbig kommt er auf uns zu, wir schütteln die Hände und ich frage mich warum ihm in seiner Anzughose und dem langärmligen, gestärktem Hemd, nicht der Schweiß ausbricht. Kaum haben wir uns miteinander bekannt gemacht, schon schlendern wir durch die Schwarztee Büsche, an Kautschuk- und Pfefferbäumen entlang, bis zu den Hibiskusstauden. Wie diese oder jene Pflanze hieße, klopft er unser Wissen ab und muss uns anhand unser fragenden Gesichter für ziemlich beschränkt halten. Aber der alte Mann nimmt es mit Humor und macht fortlaufend Witze, über die er selbst am meisten lacht. Gerade schmunzele ich über einen seiner anzüglichen Theorien, als wir auch schon am Teehaus angelangt sind. Obwohl Sonntag ist sind wir fast die einzigen Gäste. Oolong Saphire Tea und ein Stück Schokoladenkuchen werden vor mir auf dem Tisch platziert und warten auf ihre Verzehrung.
50 verschiedene Teesorten werden auf dieser Plantage hergestellt und in die ganze Welt exportiert, darunter exquisite Sorten wie: Suicide Blend, Vodka Tea, Hibiskus oder der bekannte Virgin White Tea, der von menschlicher Hand unberührt bleibt und die höchste Zahl an Antioxidantien enthält. Nach der Besichtigung der Tee Manufaktur und dem Kosten von all den Teesorten sind wir schließlich fertig. Unglaublich aber wahr, unsere ganze Führung war kostenlos.
Am späten Abend, nach einem langem Gebet, indem wir Gott unser vollstes Vertrauen gegenüber dem Rucksack aussprechen und wir schließlich unter unserem Mückennetz liegen und friedlich schlummern, erreicht uns eine email von einem gewissen Mark. Er habe unseren Rucksack gefunden, bei sich zu Hause in England, dieser wäre bis vor seine Haustür geliefert worden…
Heinz und Nele
22. August 2016 — 13:59
Herzliche Gratulation zu Euerer Glaubensstandhaftigkeit. Und Glückwunsch zur Erfüllung: Er ist aufgetaucht, der Rucksack – in einem absoluten Teetrinker-Land!
Wir warten und lesen natürlich weiter Euere Berichte, obwohl unsere Zeit nun im GrandCamp mit den 7 Enkelkindern etwas knapper ist – und die Kommentare manchmal ausfallen müssen. Die „lieben Kleinen“ haben erstaunlicherweise nicht dauernd lust lieb zu sein…..
Also bitte weiter machen. Langsam hat man wieder Lust sich träumerisch mit Euch auf Euerer Traumreise innerlich zu vereinen.
Oma Berlin
24. August 2016 — 11:30
Hallo Ihr zwei,
große Freude bei mir über Eure Unternehmung „Teeplantage“, über die Einweisung Eures Gastgebers und Nachvollzug der Tradition des Tee-Anbaus mit Einladung zu einer Kostprobe….. das muss doch sehr bereichernd sein. Da hat die fremde Kultur für Euch ein Fenster aufgemacht und Ihr konntet staunen. Und das wird sich noch vermehren und multiplizieren. Wenn Ihr irgendwann wieder Eure europäische Heimat ansteuert, werdet Ihr (in übertragenem Sinne) sehr viel reicher und gebildeter sein als vorher. Beneidenswert!
Dass der Rucksack wieder aufgetaucht ist, ist ja auch wunderbar und spannend zugleich: Wie kommt der nun von England zu Euch? Ich sags ja immer: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!!! Ich meine Euch und nicht den Rucksack – der wird wohl das Geheimnis seiner „Irrfahrt“ für sich behalten.
Fröhliche Grüße von Oma Berlin