Es ist Sonntag und ich stehe mit gepackten Sachen in unserem Müffelraum. Endlich ziehen wir aus dieser Bude von dannen, kann es ehrlich gesagt kaum erwarten. Die kleinen gestreiften Fellbündel streifen um meine Beine und ich streiche ihnen gutmütig über die Köpfchen. Ich bin aufgeregt. Wir haben eine email von Norwegian Airline bekommen. Sie sagen sie hätten den Rucksack gestern Abend nach Colombo geschickt. Ich wage es noch nicht mich zu freuen, kann es erst glauben wenn ich das große blaue Ding mit meinen eigenen Augen sehe. Wir rufen am Flughafen an, fragen nach ob er angekommen ist. Sie wissen von nichts. Wir rufen später nochmal an, nein hier sei kein Rucksack. „Naja, das ist ja nichts neues“, gebe ich süffisant von mir. Natürlich können wir aufgrund des Zeitunterschiedes und des Tages in Norwegen keinen erreichen.
Unsere Geduld ist am Ende, wir beschließen auf eigene Faust zum Flughafen zu fahren, dort zu suchen, von Mann zu Mann irgendetwas zu bewegen. Im Gewimmel angekommen, beginnt für Dave dann der zwei Stunden Akt. Um überhaupt ins Flughafengebäude zu gelangen, braucht man ein Ticket. Bezahlt, drinnen angekommen wird man wieder rausgeschickt. Einen Tagespass bräuchte man auch noch. Wieder raus, Sicherheitskontrolle, vom einen Beamten zum nächsten. Scheinbar kann niemand entscheiden, scheinbar weiß niemand bescheid. Woher wir denn wüssten, dass im Flughafen ein Rucksack auf uns warte. Ob wir einen Beleg haben. Nein, haben wir nicht. Dann könne man uns auch nicht reinlassen. Wieder raus, mit Gepäckstelle telefonieren. Doch wieder rein. Diskussion. Unterschriften, Stempel. Nochmal nachfragen. Nein, es sei ganz ganz sicher kein Rucksack angekommen. Und irgendwann hat es Dave dann geschafft. Er steht im Innersten des Flughafens, beim Sammelgepäck. Und während ihm noch gesagt wird, dass hier kein Gepäckstück auf ihn warte, sieht er ihn. Ramponiert, etwas dreckig und einsam liegt er mit einigen Tags einfach da.
Als Dave mit dem 20 Kilo Paket aus dem Gebäude tritt, kann ich mein Glück kaum fassen. Wir haben ihn wieder. Den Rucksack, frische Kleidung, allerlei Toilettenartikel, Medikamente und unsers Stative. Ich umarme alle beide. Anhand der Tags können wir die Reise unseres Freundes zumindestens teilweise rekonstruieren. von Oslo nach Bangkok. Von Bangkok nach Copenhagen. Von Copenhagen nach keine Ahnung, angekommen vor einer Haustür in England. Und von dort wieder zurück über Kuala Lumpur bis nach Colombo. Eieiei. Der Inhalt durchwühlt aber vollständig, ich bin überglücklich.
Ausgehungert und halb am verdursten kommen wir nach sechs Stunden langsamer Taxifahrt endlich in unserer neuen Behausung an. Diesmal soll es sogar eine Waschmaschine geben und bitte bitte bitte funktionierendes Internet. Steif und verschwitzt steige ich aus dem Van. Was uns wohl diesmal erwarten wird? Gebangt blicke ich in Richtung Eingang- und da steht sie. Zwischen zwei großen Flügeltüren, erhellt von dem gemütlichen Schein der Innenbeleuchtung: Nilan. Mit einem Herz erwärmenden Lächeln und viel Mitgefühl empfängt sie uns. Wir bekommen kühle Getränke und bewundern das unglaublich große, weitläufige gebaute Haus. Es ist sauber und riecht gut. Ich bin erleichtert. Ob wir Hunger hätten, schüchtern nicke ich. Dave hingegen haut ein überzeugtes „We are staaaarving!“ heraus. Es gibt sogenannte ‚Hopper‘ (Reisfladen mit Ziegenmilch) und Coconutbread mit selbstgemachten Mangochutney. Zusammen mit Nilan und ihrem überaus amüsanten alten Herrn sitzen wir am Tisch und fühlen uns wie Mitglieder einer Familie. Es wird hauptsächlich gegessen und gelacht und ich weiß, ich hab mein Tief überstanden.
Müde falle ich nach einer ausgiebigen Dusche, mit allen Seifen die ich habe, unter das intakte rosa Mückennetz und danke Gott für die Wendung aller Geschehnisse…!
Janette
29. August 2016 — 18:59
Juhuuuuuuuu!!!!! Ein immens großes Dankeschön an unseren wunderbaren Gott, der auch jetzt wieder unsere Gebete erhört hat!!! Wahnsinn, was euer Rucksack für eine irre Reise hinter sich hat! Wie wunderbar, daß alles noch da ist. Ich freue mich unbeschreiblich riesig mit euch!!!
Und nachdem letzten Eintrag freue ich mich genauso mit euch, das ihr es scheinbar jetzt richtig gut getroffen habt.
Gott befohlen und mit in Gedanken herzlicher Umarmung, ganz liebe Grüße aus dem fernen südöstlichsten Zipfel Deutschlands.
Carla
29. August 2016 — 19:34
Juhu!
Das sind ja mal prächtige Nachrichten!
Ich freue mich auch, wie ihr auf eurem schönsten Freude-pur-Foto !!
Und jetzt genießen,
alles Wiedergefundene und alles Neue!
Viel, viel Schönes und
wunderbare Zeit im neuen „Resort“! 😊
Allerliebste Grüße
Earny (Anne)
29. August 2016 — 20:44
Juhuuuu!
Isa
31. August 2016 — 11:34
Ich freue mich total mit euch!
Gott möge auch den Mann in England segnen,
der zu euch Kontakt aufnahm und euren
Rucksack wieder auf die Umlaufbahn brachte.
So viele Handgriffe waren nötig, so viel Gebet
und Beharrlichkeit, sich nicht entmutigen lassen,
Bereitschaft (fast ungerechterweise auch noch) zu bezahlen,
sich nicht abweisen und abhalten zu lassen und über und in
alle dem Gottes Gnade – wie herrlich!
Das ist eine wichtige Lektion.
Noch ein Gedanke zum Handy:
orten lassen bringt wahrscheinlich auch nichts, oder?
Viele Grüße Isa
Oma Berlin
31. August 2016 — 21:54
Hallo Ihr Lieben, teile schmunzelnd Eure Freude über den wiedergefundenen geliebten Rucksack…. Glückwunsch zu Eurem Gottvertrauen und Eure Unbeirrbarkeit, den „Treuen Reisegesellen“ nicht abzuschreiben, auch wenn der Preis hoch war. Wie könnte man eine solche menschliche Eigenschaft nennen?
Ich nenne das Charakter und bin stolz auf Euch!
Wie wär’s mit einer in Eurem Blog integrierten Kurzgeschiche vorschlagsweise mit dem Titel: „Odyssee eines Rucksackes“ o.ä. kreativ aufbereitet mit …….. imaginären Personen und Zeichnungen. Ich kenne da jemanden, der das gut kann!
Zurück zur Realität! War der Rucksack eigentlich von innen mit der Eigentümer-Adresse bzw. schneller Erreichbarkeit desselben ausgestattet?
Ganz liebe Grüße von Oma Berlin
David & Clara
1. September 2016 — 5:40
Hahahaa… ja das wäre eine lustige Idee. Hatte auch fast schon den Einfall dafür 🙂 Wir haben an all unsere Gepäckstücke außen, gut sichtbar, ein Metallblättchen mit email Adresse und Name gehängt. Das hat uns wohl gerettet!
Joe
1. September 2016 — 1:18
Glückwunsch! Wie wichtig so ein sonst lapidarer Gegenstand werden kann – es hängt im Leben immer von der Situation ab, wie wir sie beurteilen.
Und Respekt Dave, dass du echtes Durchhaltevermögen bewiesen hast, um doch schließlich ins Innerste des Flughafens zu gelangen. Das ist sicher eine Erfahrung, die Mut macht und deutlich zeigt, dass es sich lohnt, ausdauernd und geduldig zu sein. Gott hat dich/euch dafür belohnt. Danke!
So, nun wünsche ich entspannte und erholsame Tage in der neuen Unterkunft.
Wie kommt ihr an eure Übernachtungsplätze heran? Die bucht ihr wohl – oder wie muss ich mir das vorstellen?
Lg aus dem heißen Südosten Deutschlands
David & Clara
1. September 2016 — 5:43
Dankeschön:) Allerdings, nach zwei Stunden war er dann doch ganz schön geschafft! Aber glücklich.
Unsere Unterkünfte buchen wir auf AirBnB. Das ist immer sehr viel günstiger als Hotels und man hat eine große Auswahl:)
viele Grüße zurück aus dem noch heißeren Sri Lanka
Joe
4. September 2016 — 17:54
Danke für die Antwort.
Hatte nicht daran gedaht, dass die Einheimischen dort ihre Gästebetten auch über AirBnB anbieten
Lg
Marita Lindner
7. September 2016 — 10:20
Der Rucksack ist wieder da. Herzlich willkommen. Menschlicherseits kaum zu glauben! Aber Gott wusste die ganze Zeit, wo er sich verkrochen hat, und das hab ich Ihm auch dauernd vorgehalten. Nun seid Ihr auf eine harte Probe gestellt worden undich glaube, der Rucksack könnte ähnlich spannende Geschichten erzählen wie Ihr. Auf dem Foto mit Rucksack seht Ihr so aus, als hättet Ihr den lieben Gott selber in den Armen. Wir haben einen grenzenlos allwissenden und grenzenlos all-liebenden Gott. Behütete und fröhliche Weiterreise mit Ihm, Eure Omi.
Marita Lindner
7. September 2016 — 10:23
Ach Dave, „Tapfer ist sie, meine Clara“ – das ist die allerliebste Liebeserklärung, die ich jeh gehört habe und vor lauter Rührung sind mir die Tränen in die Augen geschossen. Omi
David & Clara
7. September 2016 — 13:49
Och Omilein du bist wirklich süß !!
Marita Lindner
7. September 2016 — 10:25
Clara, das Foto von David in der Teeplantage ist ausgezeichnet gelungen. Wir haben neulich mit Helga festgestellt, dass David als einziger von den Söhnen Ähnlichkeit von Armin hat. Tschüss Omi.
David & Clara
7. September 2016 — 13:51
Vielen Dank für all die lieben Kommentare und all die Anteilnahme! Danke auch für all die gesprochenen Gebete und Ermutigungen! Ihr seid spitze…
Isa
8. September 2016 — 9:52
Äh, David in der Teeplantage? Welches Foto? Der dunkelbraune vom nächsten Bericht oder drei Bericht zurück im Teehaus? (-:
David & Clara
8. September 2016 — 11:15
Das Teeplantagen-Bild findest du in dem Beitrag ‚Easy like sundaymornin‘.
Ich denke, dass sie das meinte. Und der Bildkommentar ist einer von den neueren Beiträgen wo wir in dem Zug Richtung Ella fahren. Omi kommentiert wohl gerne mehrere Beiträge in einem =)